Jans Käfer im Straßengraben
(18.06.2024)
Mein Schatzi Jan (17) und ich (Laura, 15),
wollten mit Jan sein Käfer zu Verwandten von ihm, aber kamen nie damit
an. Wir fuhren am Nachmittag los und tankten noch irgendwo. Danach sind
wir noch was essen gegangen und sein Onkel rief an. Der fragte uns, ob
wir auch zu seiner anderen Tante fahren könnten, weil sie dort Grillen
wollen. Natürlich sollte es dort auch Fußball geben. Jedes Spiel der EM
wollte ich eigentlich nicht gucken, weil es gibt ja auch wichtigere
Dinge. Jan sagte sofort zu und freute sich schon auf die Tante, weil er
sie lieber hat als die andere wo wir hinsollten. Über Landstraße ging es dann in Richtung Delmenhorst. Die Wolken wurden immer dunkler und irgendwann musste Jan dann doch das Licht an machen. Irgendwie fand ich es lustig mit dem VW Käfer zu fahren und freue mich schon selber mal damit zu fahren, wenn er ihn umbauen lässt, wegen meiner Beinprothese und der Wagen überhaupt dann noch ist. In der ferne sahen wir heftigen Regen und er so: "Oh Schitt!" und machte den Scheibenwischer an. Ich lachte voll laut los, weil da wo wir waren, nichts an Regen war. Er fuhr weiter und langsamer und dann prasselte plötzlich der Regen aufs Dach und wir beide erschraken uns. "Scheiße Alter!" fluchte er und guckte wie blöd in Rückspiegel. "Guck auf die Straße man!" meckerte ich. "Tu ich ja!" meckerte er zurück und verlangte dann von mir, dass ich nach hinten sehe und gucke ob da ein Auto ist. Er saß total verkrampft am Steuer und guckte nach vorne. Nebenbei schielte er immer in Rückspiegel. Ich guckte nach hinten raus, aus den beiden kleinen Fenstern, aber sah nichts. Der Regen war einfach zu heftig. "Ist nichts!" sagte ich ihm und er bremste leicht ab. Da fiel mir der gestrige Tag wieder ein, wo ich dem Auto langsam hinterher fahren musste als so heftig regnete. Das war aber nicht so gut, weil so rutschte er von der Fahrbahn auf den Grünstreifen und zurück. Er wurde knallrot und guckte wie ein Irrer nach vorne. Er bewegte sich kaum und sagte: "Will hier raus!" "Nein, lass mich nicht alleine hier!" antwortete ich im fast heulendem Ton, weil mir das ganze Unheimlich vorkam. "Tu ich nicht!" sagte er mit zusammengekniffenen Zähnen und bremste erneut ab. Wir fuhren nur noch zwanzig km/h oder so ungefähr und ich so: "So kommen wir ja nie an!" und machte mir eine Zigarette an. "Nicht hier im Auto, mach das da!" - "Du schickst mich hier raus?" - "Oh man, bei meiner Tante!" knurrte er und dann rutschte er wieder mit dem Wagen auf den Grünstreifen. Es rumpelte und wackelte alles und dann machte es: rums! Er, im heulenden Ton: "Scheiße man!" und stieg sofort aus. Ich guckte erschrocken und wartete ab. Nach kurzer Zeit kam er völlig durchnässt wieder rein und sagte, dass wir nicht weiter kommen. "Wieso, was los?" - "Reifen im Arsch!" - "Scheiße!" - "Im wahrsten Sinne!" Als der Regen etwas aufhörte, ging ich auch raus und guckte. Er ist in ein Straßengraben gefahren und an einem Stein zum Halt gekommen. Der Reifen hing schieb und die Luft fehlte. "Oh Schitt!" fluchte ich und versuchte im Regen meine Zigarette anzubekommen. Weil ich es aber nicht schaffte, setzte ich mich wieder rein und er so: "Ruf Papa an!" - "Mach doch selber!" - "Mein ich ja!" - "Dann mach!" Das tat er auch und der rief dann ein Abschleppdienst an. Tja, da war die Fahrt auf der Hälfte schon hinüber und wir standen im Regen fest. So langsam wie er gefahren ist glaube ich nicht, dass es seine Fahrkünste gewesen sind, sondern wirklich der Regen. Er hielt den Lenker verkrampft fest und fluchte plötzlich. "Scheiße man, warum immer wieder ich?" und heulte etwas. Dann stieg er aus, knallte die Tür zu und haute aufs Dach. Kurz danach tritt er gegen den heilen Reifen und fluchte weiter. "Komm wieder rein Schatzi, du machst mir Angst!" heulte ich. Es dauerte ein wenig und er kam wieder rein. Er fuchtelte mit den Fingern rum, versuchte sie zu versteifen und haute aufs Lenkrad. "Wollt doch nur zu Tante Gabi!" - "Du hast keine Schuld dran, das war der Regen!" - "Ja, immer ist was wenn ich zu ihr will!" - "Immer?" - "Ja immer, Zug, Bus, Bahn, jetzt das hier! Immer! Immer wenn ich zu ihr will! Mann!" - "Hör auf zu meckern, wir kommen da noch hin!" - "Ja toll, wie denn?" Keiner sagte mehr was und dann kam der Abschleppdienst. Es regnete nicht mehr und der Typ hatte schnell den Wagen drauf. Wollten gerade beide zu ihm in den Schlepper, da hupte jemand wie wild an uns vorbei. Es war Tante Yvonne. Ich winkte schnell und gab ihr Zeichen zum Anhalten. Stand ja noch draußen. Jan: "Boah, willst sie jetzt fragen oder was?" Ich: "Versuch macht Klug!" Ich lief Yvonne hinterher und er verabschiedete sich vom Typen. Sie hielt zum Glück an und ich rannte hin. Schnute ziehend folgte Jan mir und ich fragte Yvi ob wir mitfahren können. "Klar, steigt ein, was war denn los, was habt ihr gemacht?" Wir stiegen ein und erzählten es ihr. Lachend fuhr sie los und sagte, dass sie ganz in die Nähe muss. Ihm kullerten die Tränen runter und ich so: "Siehst du, wir schaffen das noch!" Er, mit verheulter Stimme: "Danke!" und biss die Zähne zusammen. Da wir beide hinten saßen, knuddelte ich ihn und sie grinste vorne. Es regnete wieder und wir kamen endlich an. Naja, ein paar hundert Meter mussten wir noch laufen. Den Rest muss ich nicht mit aufschreiben, aber es war super gewesen. Wir grillten ein wenig, plauderten und guckten uns den Hof an. Den Rückweg haben wir mit Öffis zurückgelegt. Hoffe nur dass der Wagen in einer Woche wieder Fahrtüchtig ist und wir nach Frankreich können. |