Meisterfeier in Leverkusen

(14.04.2024)
Eigentlich hätte ich dies Erlebnis auch "lauter Bierduschen" nennen können, aber egal jetzt. Vor einigen Wochen schon hatte mein Onkel Samuel Freikarten für dieses Spiel bekommen. Da wusste er ja noch nicht, das es eine Meisterschaft zu feiern geben würde. Er hatte in der Nähe zu tun gehabt und durch irgendein Mitarbeiter dann Freikarten bekommen, warum auch immer. Er hatte mich damals schon gefragt, ob ich mit will und ich sagte natürlich ja, warum auch nicht. So sehe ich auch mal andere Stadien. Gleich nach dem Mittagessen fuhren wir los und kamen in Leverkusen bei Glaubensgeschwistern unter.

Da wir zeitig da waren, konnten wir in aller Ruhe den anderen Fans ins Stadion folgen und suchten unsere Plätze. Zum Stadion selber sage ich jetzt mal nichts, aber der Calmund ist schon Cool, mehr sage ich dazu nicht. Das Spiel ging los und das Stadion füllte sich. Es waren noch so einige Plätze frei gewesen. Wollte sie zählen, aber irgendwie kam ich nich richtig dazu. Uns flogen Pappbecher an den Kopf und unweit von uns kotzte sich einer die Seele aus dem Leib. Naja, so sah es jedenfalls aus, igitt.

Zur Halbzeit stand es 1:0 und ich bat mein Onkel, mich zu den anderen zu lassen. Er verstand es erst nicht, aber als ich ihm sagte, dass ich ein Trikot von denen in meiner Beinprothese versteckt hab, lachte er kräftig und meinte, dass ich Spinne. Wollte aber feiern und mich freuen, dass endlich mal nicht die Scheiß Bayern die Schale holen. Nach ein wenig hin und her, ließ er mich auch gehen. Da fing allerdings schon die zweite Halbzeit an und das zweite Tor fiel. Ich konnte nicht mehr und rannte auf Pott. Dort zog ich mich schnell um und rannte wieder nach oben. Statt grün-weiß trug ich nun rot-schwarz. Meine Lederhose und die rote Regenjacke hatte ich ja schon an bzw. um. So stellte ich mich in die Mitte, links Werder-Fans und rechts Leverkusen-Fans. Ich jubelte voll mit und tat so als ob ich die Fangesänge mitsingen kann. Mein Onkel sah mich und winkte lachend.

Kurz vor Schluss öffnete man schon die Pforten unten, damit die Fans später aufs Feld rennen können. Da gab es irgendwie kein Halten mehr und ich wurde mit nach unten gerissen, fast halb getragen wurde ich. Ich dachte immer nur: "Na hoffentlich passiert mir nichts!" Unten wurde ich eingehakt und mit zum Tor geschliffen. Ein Tor nach dem anderen fiel und alles schrie und jubelte um mich herum. "Meine Ohren, Hilfe!" schrie ich ein paar mal und lachte. Ich versuchte noch meine Regenjacke, die ich um Bauch hatte, anzuziehen, aber es klappte nicht. Die Leute zerquetschten mich halb und ich bekam langsam Panik. Wo mein Onkel zu der Zeit war, keine Ahnung. Das Spiel war zuende und alles rannte auf den Rasen, wie beim Aufstieg von Werder Bremen, wo ich ja auch dabei war. Alles jubelte, weinte, schrie und umarmte sich. Auch ich wurde mehrfach umarmt und dann merkte ich plötzlich das mein Arm weh tat. Ich guckte hin und bekam richtig große Augen. Neben mir ein Mann: "Ach du Scheiße, du hast ja ein Loch!" oder sowas ähnliches. Er wickelte sein Schal drum und zog mich beiseite. "Warte!" rief er und schützte mich, in dem er sich vor mich stellte und die anderen an ihm vorbei ließ. Als es etwas leerer wurde, nahm er mich am anderen Arm und zog mich ins rein. Ich fragte immer, was er vor hat, aber er sagte nichts und dann standen wir vor der Krankenstation. Der Arzt sah mich und wurde hektisch. Mein Handy brummte immer, aber ich konnte nicht ran. "Sie hat eine Platzwunde, schnell!" hörte ich und dann sah ich plötzlich nichts mehr.

Nach etwa zehn Minuten oder so, kam ich wieder zu mir und ein Helfer hielt mir mein Werder-Trikot vor die Nase. Ich grinste voll breit und sagte: "Keine Ahnung wem das gehört!" Er: "Dir, nehm ich an Laura!" Voll am grinsen sagte ich: "Woher wollen Sie das wissen?" Er: "Steckte in deiner Hose!" Da grinste ich plötzlich nicht mehr und guckte zu meinem Bauch. Das Trikot hatte ich eigentlich vorne in die Hose gesteckt. Da war es nicht mehr. Dann gab er mir mein Schülerausweis und das Trikot und ich so: "Haben sie auch meine Zahnspange gefunden?" und zog voll die Grimassen. "Nö!" antwortete er und schickte mich weg. Am Arm hatte ich ein dicken Verband und ich zog mein Handy aus der Tasche. Mama und mein Onkel  hatten mehrfach versucht mich anzurufen und ich textete schnell. Ein Anruf hätte ich da nicht verstanden, weil einfach zu laut überall. Mein Onkel schrieb ich dann noch wo ich genau bin und er holte mich dort ab.

Endlich wieder draußen, fragte er mich gleich was ich gemacht hab und warum ich ein Verband trage. "Keine Ahnung!" stöhnte ich und suchte meine Zigaretten im Rucksack, den er dabei hatte. Hatte ich ja bei ihm gelassen. Eine Plastikflasche Wasser war auch noch drin und ich trank ein kräftigen Schluck. Dann erst sah ich, dass meine Lederhose voller Blut ist und wischte dran rum. Er: "Lass, machst ja nur noch schlimmer, sieht doch niemand!" Ich sah es schon! An einer Haltestelle wartete er auf seine Kumpels oder Kollegen oder was auch immer und stieg nie in ein Bus ein. Dann erhielt er ein Anruf und fragte mich, ob ich Bock zu feiern hätte. "Klar, immer!" strahlte ich. Er nahm mich an die Hand und lief die Straße hoch. Da holte uns ein Taxi ab und das fuhr an ein See ran. Der Fahrer und mein Onkel kannten sich und gingen mit mir zum See runter. Da waren schon viele andere am Grillen und saufen gewesen. Überall lief andere Musik und ich lachte. Ein paar Fremde jubelten und umarmten mich einfach. Wir tanzten voll rum und schon hatte ich ein Bier in der Hand. Keine Ahnung was für eins, aber es schmeckte mir. Mein Onkel blieb immer in meiner Nähe und eins zwei drei, da hatte ich ein paar Biere abbekommen. Es spritzten ein paar mit ihrem Bier rum und ich bekam alles ab. Ich lachte nur und zog schnell meine Regenjacke an. "So, jetzt geht es besser!" strahlte ich und Ruckzuck, da spritzten mich noch mehr Leute voll. Einer kippte mir das Bier sogar in den Nacken. Ich fand es geil und tanzte. Nach dem dritten Bier ging bei mir nichts mehr. Ich pinkelte ständig in die Hose, tanzte und sang Werder-Songs. Irgendwann meinte einer: "Gehts noch, was singst du hier?" Ich lachte nur und sang: "Meine Grün-weiße Liebe!" und hielt mein Werder-Trikot hoch, dass ich wieder in meine Hose vorne gesteckt hatte. Das war quatschnass vom Bier und Urin, aber egal. So ziemlich schnell verabschiedeten sich die anderen und ließen mich da stehen. Mein Onkel lachte nur und nahm mich beiseite. "Du bist voll, komm wir gehen!" sagte er und ich so: "Will schwimmen!" - "Lass mal, hast Verband!" - "Tut gar nicht mehr weh!" - "Macht der Alkohol!" Breit grinsend sagte ich: "Will noch eins!" Kaum hatte ich es ausgesprochen, da bekam ich ein Schluckauf und torkelte voll rum. Dann weiß ich nur noch, dass ich im Bett wach wurde und dicke Kopfschmerzen hatte. Nur Schemenhaft kann ich mich erinnern, aber das schreib ich besser nicht mit auf.

Beim Zähneputzen roch ich mein Atem und dachte: "Oh weia, warst in einer Kneipe?" Ich roch nicht nur nach Bier, sondern auch nach Schweiß, Zigaretten, Pommes-Bude und erbrochenem. Mir war voll schlecht nach dem Putzen und legte mich wieder aufs Bett. Mein Onkel: "Kneipe war wohl doch nicht so gut, was?" Ich guckte ihn erschrocken an und er so: "Aber war doch geil, oder?" Ich holte tief Luft und fragte wo mein Trikot ist. Das wusste er aber nicht und versprach mir, mir ein neues zu kaufen. Ich hatte noch meine dreckigen Sachen an und fragte, wo meine Tasche ist. Immerhin hatten wir Wechselklamotten mitgenommen, weil wir schon ahnten, dass es was zum feiern gibt und wir nass und dreckig werden. Was ich alles in der Kneipe hatte, sagte er mir nicht, aber es waren auch Fressalien bei, so sagte er es.

Auf dem Weg wieder nach Bremen, sagte ich kein Wort und ging langsam hinter ihm nach Hause. Mama grinste voll breit als sie mich sah und fragte, ob es mir gut geht. "Will baden und dann ins Bett!" kam von mir und sie lachte. So machte ich es dann aber auch. So wie ich war, also mit Lederhose, dünnem Pulli, Sneaker und meiner roten Regenjacke, legte ich mich in die Wanne und pulte das Verband ab. Es störte mich voll und ich betrachtete die Wunde mit großen Augen. Sie wurde genäht und mit komischen Pflastern versehen. Ein paar Krusten hatten sich gebildet und ich wusch sie mir ab. Kurz fing es wieder an zu bluten, aber hörte zum Glück schnell wieder auf. Dann kam mein Schatzi Jan (17) ins Bad, mit unserer Lüdden auf dem Arm. Sie streckte gleich die Arme nach mir aus und ich so: "Na lieber nicht jetzt, aber Geil!" Er grinste voll und meinte: "Komm gleich wieder, Warte!" Hatte auch nicht vor zu gehen, also wartete ich. Kurze Zeit später kam er mit kompletten Anzug zu mir in die Wanne gestiegen und knutschte mich ab. Da war die Welt für mich wieder in Ordnung und ich drückte ihn an mich ran. Schnell drehten wir uns und ich richtete ihm die Krawatte. Die Polster in seinem Sakko blähten sich irgendwie auf und ich machte sie immer wieder nass. "Macht Dir wohl Spaß, was?" fragte er mich und ich immer: "Jub!" und grinste. Dann drehten wir uns wieder, knutschten uns ab und öhm ja. Immer wieder Geil!

Nach dem wir uns ausgezogen und gewaschen hatten, sind wir mit frischen Sachen in mein Zimmer aufs Sofa. Da Wiebke (1) pennte, taten wir es auch kurz. Danach ging es zu den anderen nach unten zum Kuchen essen und quatschen. Mama hatte mich von der Schule befreit, weil ich Heiser war, Cool oder? Aber leider musste ich Dienstag wieder hin.

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