Stolper Stolper, Aaahhh

(30.01.2024)
Mama sagte mir (Laura, 14), heute früh, dass ich nach der Schule noch was von der Yacht holen soll und gab mir den Schlüssel. Sie sagte mir auch, dass ich Vorsichtig sein soll, weil der Steg nass und rutschig sein könnte. "Ich pass schon auf Mama!" versicherte ich ihr und ging zur Schule. An diesem Ort, wo es manchmal sogar Unterricht gibt, war wie immer nichts los. Ein paar Stunden fielen aus, wie meistens und alle saßen irgendwo in der Ecke. Die einen hatten was zu lesen mit, wie ich, andere spielten am Handy und wieder andere saßen am Tisch und kritzelten irgendwas auf ihre Blöcke und Stiftmappen.

Nach der Schule ging ich, wie Mama sagte, zu unserer Yacht, um ein paar Dinge zu holen. Ich alberte mit Eslem (14) auf dem Weg dorthin rum und wir versteckten uns vor den anderen, um eine zu rauchen. Dabei sah uns natürlich trotzdem jemand und kam auch gleich zu uns. Ein Junge aus der Nachbarsklasse, ganz Toll. Er laberte uns gleich zu, so von wegen dass rauchen schädlich ist und gerade wir als Mädchen sowas nicht machen sollten. Er wollte uns auch beim Lehrer anschwärzen, aber da machten wir ihm klar, dass wir ja nicht in der Schule sind. Er ging irgendwann und wir rannten zum Hafen runter.

Tja, und was soll ich da sagen? Ich rannte zu schnell, kam ins schlendern und hielt mich an Essi fest. So schnell konnte sie mich nicht halten und wir stolperten, rutschten und stolperten und plumps, da lagen wir mit unseren Klamotten und Schulrucksäcken (T131 und T119) im kalten Wasser. Wir schrien wie am Spieß, weil es wirklich Arschkalt war und wir auch gleich froren. Sie meckerte gleich drauf los, weil sie ihr IPad im Ranzen hatte und neue Schuhe trug. Beides war wohl hin, dachte sie in dem Moment. Wir versuchten sofort da rauszukommen, aber schafften es nicht. Also schwammen wir kurz an Land und krabbelten raus. Beim rauskrabbeln kamen ein paar Leute angerannt und halfen uns. Eine Frau wollte auch gleich ein Krankenwagen holen, weil ich mir immer an den Knöchel fasste. "Brauchen wir nicht!" meckerte Eslem. "Wir haben eine Yacht hier, da können wir uns schnell umziehen!" sagte ich noch und humpelte an Essis Seite, auf meinem Prothesenbein zur Yacht. Essi immer: "Mach zu, ich frier!" Ich: "Ja doch, mein Knöchel man!" und heulte fast, weil der echt weh tat. Die Leute guckten uns hinterher und fragten immer, ob auch wirklich alles gut ist. Wir immer: "Ja, alles gut!" Essi: "Gehen die auch noch irgendwann?" Ich zuckte nur mit der Schulter, aber dass sah sie nicht.

Endlich an der Yacht angekommen, schloss ich völlig am zittern, die Tür auf und sie schob mich halb rein. Statt nach einer Decke oder so zu suchen, nö, da setzte sie ihren Ranzen ab und guckte rein. Fast Blitzschnell hatte sie das IPad in der Hand und schaltete es ein. "Hast aber Glück gehabt!" knurrte sie. Ich zitterte noch immer und hielt mein Fuß fest. Muss da irgendwie beim aufkommen im Wasser auf dem Grund oder auch am Steg schon, umgeknickt sein. Es tat höllisch weh. "Die Schuhe zahlst du mir!" meckerte sie weiter und ich so, halb am schreien: "Hol ne Decke du Pfeife, ich frier!" Sie: "Ja doch!" und drehte sich ein paar mal. "Da hinten man!" heulte ich halb. Sie ging auch nach hinten in die Kabinen und holte nicht nur zwei Decken, sondern auch zwei Bademäntel. Die Mäntel zogen wir uns gleich über unsere Steppjacken an und legten die Decken über unsere Jeanshosen. "Mach Heizung an man!" knurrte sie und ich so: "Sehr witzig!" Ich versteifte immer meine Finger und verkniff es mir zu schreien, wegen der Schmerzen. "Ist der gebrochen?" fragte sie mich. "Kein Plan, kann kaum auftreten!" heulte ich und suchte meine Zigaretten. Die waren natürlich alle nass in der Jackentasche und ich schmiss die Schachtel an die Wand. "Du hast mich reingezogen man!" meckerte ich und sie so: "Wohl eher andersrum du Arsch!"

Wir meckerten uns eine ganze Weile an und dann hörten wir Tatü Tata und ich so: "Jetzt nicht wirklich, oder?" Kurz darauf klopfte es an der Wand und jemand fragte, ob es uns gut geht. "Alles gut Mensch!" schnauzte Essi und ich so: "Mein Knöchel!" Da ging auch schon die Tür auf und zwei Notärzte kamen rein. Draußen stand die Frau von vorher, die fragte, ob wirklich alles gut ist. Ich zu der Frau: "Danke!" Essi, sehr leise: "Blödkopf die!" Also ich hab es jedenfalls hören können, aber die Frau nicht. Der eine untersuchte mich und der andere gab Essi eine Wärmedecke, damit sie aufhört zu frieren. Ich bekam auch noch eine, aber erst später. Da der Knöchel wohl nur verstaucht ist, bekam ich nur eine Salbe und die Decke über mich. Die durften wir auch behalten, so sagten sie es. Nach ein paar Unterschriften, verschwanden die beiden. Paar Minuten guckten Essi und ich uns an und sagten nichts. Ich: "Da oben im Schrank da, gleich hinter dein Kopf da, liegen Zigaretten gleich links da, nehme sie und wir rauchen weiter!" Sie grinste und fragte: "Machst jetzt ein auf Jan Delay? - Gleich hinterm Deich da?" Ich lachte und sang ihren Text weiter. "Ist der Wind ein bisschen stärker. Und der Horizont ein bisschen weiter..." - "Oh man bist du Doof, weiß schon warum ich mit dir befreundet bin!" strahlte sie mich an. Ich: "Alles wieder gut?" Sie rutschte mit den Zigaretten zu mir und umarmte mich kräftig. "War doch geil man, gleich in Teich man!" sang sie und dann sangen wir beide das Lied: Meine Grün-weiße Liebe von Jan Delay. Einfach nur genial der Typ, würd ich gern mal die Hand geben wollen!

Die Standheizung funktionierte gut und es wurde warm. Wir rauchten eine und dann ging sie auf die Suche nach trockenen Sachen. Viel fand sie nicht, aber es reichte. Unterhosen, Jogginghose, T-Shirt und zwei schöne Kuscheljacken von Mama. Die Sachen zogen wir auch gleich an und legten die Decke wieder über uns. Da unsere Sachen im Ranzen bzw. Rucksack nicht allzu nass geworden sind, machten wir unsere Hausaufgaben und riefen Mama an. Sie war zum Glück gerade an einer Station und ging ran. Kurz schilderte ich was passiert ist und sie so: "Bleibt da, ich komme rum!" und legte auf. Ich guckte Essi an: "Na toll, ich komme rum, aber wann sagt sie nicht!" Essi: "Werden wir ja merken!" Nach der nächsten Zigarette, rief ich Mama nochmal an und sie ging nicht ran. Fünf Minuten später hupte es draußen wie bekloppt und wir guckten uns an. "Hä, Mama kann das jetzt aber nicht sein!" lachte ich und kurz darauf klopfte jemand auf der Yacht rum. "Hey alles klar bei Euch?" rief Onkel Kevin und ich so: "Aber immer doch!" und lachte. Er kam rein und fragte: "Was macht ihr denn für Sachen? War echt ein Notwagen hier?" Wir lachten und bejahten es. Er und Essi, packten die nassen Sachen in Tüten aus einer Schublade und dann brachte er uns nach Hause.

Weiter war nichts mehr gewesen, naja, jedenfalls nichts nasses mehr.

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